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Heimat Mars


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6 Antworten in diesem Thema

#1 Kopernikus

Kopernikus

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Geschrieben 15 April 2011 - 15:08

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Heimat Mars (org. Moving Mars)
Greg Bear
Nebula Award "Bester Roman" 1994


Ein Roman, der schon seit Jahren im Regal vor sich hinstaubte und bei dem ich mich nach etwa 600 von knapp 800 Seiten ärgere, das ich ihn nicht schon früher gelesen habe. Es geht um die politische Emanzipation der Mars-Kolonien Ende des 22. Jahrhunderts, jede Menge Politik und eine bahnbrechende physikalische Entdeckung, das alles erzählt aus der Perspektive einer jungen Frau, die vor einem für ihren Heimatplaneten Mars turbulenten Hintergrund versucht ihren Platz im leben zu finden. Klingt vielleicht auf den ersten Blick langweilig, aber "Heimat Mars" ist auf seine ungewöhnliche, ruhige Art und Weise hochgradig spannend und völlig anders, als alles andere was mir zum Thema Mars-Besiedelung bislang untergekommen ist. Sofern die letzten 200 Seiten das Niveau halten, denke ich, das der Nebula damals dafür mehr als gerechtfertigt war.
Wer kennt ihn, wie sind eure Meinungen?

#2 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 16 April 2011 - 08:16

Hab' ich schon vor dreißig Jahren gelesen :

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Aber könnte interessant sein, beide Versionen zu vergleichen.

#3 Kopernikus

Kopernikus

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Geschrieben 16 April 2011 - 09:14

Ich kenne das Buch zwar nicht, aber was man an Zusammenfassungen im Netz ließt, klingt so, als würde es doch in eine etwas andere Richtung gehen, Zitat: "zuviel John Wayne, zuwenig SciFi". Das kann man "Heimat Mars" nun wahrlich nicht vorwerfen, von einem Western hat der Roman nichts, man könnte ihn eher als Politthriller einordnen.

#4 †  a3kHH

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Geschrieben 16 April 2011 - 18:28

Pournelle schreibt MilSF, was einige Leute zu abstrusen Rezensionen verleitet. Außerdem sind die politischen Aussagen dieses Romans dem konservativem Spektrum zuzuordnen. Ebenso wie die Benutzung von SF-Technologien. Edit : Für mich bedeutet das aber genau und nur, daß ich mir demnächst den von Dir empfohlenen Bear-Marsroman besorgen werde. Wie gesagt, ein Vergleich dürfte interessant sein.

Bearbeitet von a3kHH, 16 April 2011 - 18:31.


#5 Armin

Armin

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Geschrieben 16 April 2011 - 19:53

Ich habe das Buch damals (vermutlich 1999, als es auf Deutsch erschienen ist, oder wenig später) sehr gern gelesen. Auch wenn Greg Bear hier im Netzwerk oft eher mit abfälligen Äußerungen bedacht wird (liegt das an seinen Thrillern?), hat er zu jener Zeit meines Erachtens zahlreiche gute Texte vorgelegt. Auch Slant ist mir beispielsweise in positiver Erinnerung, ebenso viele seiner Kurzgeschichten.

#6 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 17 April 2011 - 16:49

Das Buch ist nach meiner Erinnerung einfach nur grauslich (Seifenoper meets Techno Babble): Vor Wut habe ich mir damals sogar eine Rezi abgequält (ist nicht mehr online): Bereits auf der ersten Seite wurde ich dann über die physikalischen Eigenschaften des Mars und vieles andere belehrt, das erinnerte mich ein wenig an "Lucky Starr im Asteroidengürtel", aber Asimov ist ja schließlich auch einer der ganz Großen des Genres, oder etwa nicht? Dann ging's endlich los: Geschildert wird eine mehr oder weniger gelungene Studentenrevolte gegen den wachsenden Einfluß der "Zentralisten" auf die Marsgesellschaft, die vorwiegend in sogenannten "BG's" (bindende Gruppen, ein Art Familienclan) organisiert ist. Als die studentischen Störenfriede schließlich gewaltsam festgesetzt sind, löst sich der Konflikt ziemlich unmotiviert von selbst, und die Oberschurken werden "arm wie Kirchenmäuse" auf die Erde verbannt. Wir halten auf Seite 80, und ein neuer Spannungsbogen ist weit und breit nicht in Sicht. Casseia Majumdar, die Protagonistin, lernt Charles Franklin, einen reichlich exzentrischen Wissenschaftler kennen und lieben, ein Vorgang, den die Heldin mit Worten "... und es schaffte mir großes Vergnügen." der Nachwelt schildert. Überhaupt verdichtet sich während der Lektüre der Eindruck, daß die Schilderung von Gefühlen nicht gerade zu den Stärken des Autors gehört. Die Protagonisten staksen wie hölzerne Puppen durch eine hochtechnisierte Welt und widmen sich ihren Karrieren, was folgerichtig zur Trennung von Casseia und Charles führt. Schließlich, nach der ausführlichen Beschreibung von diversen politischen Intrigen, die genauso uninteressant sind wie die Aktivitäten der Protagonistin, verliebt sie Casseia in einen Menschen namens Ilya Rabinowitsch, den sie schließlich heiratet. Was sich sonst noch zwischen den Seiten 80 und 500 abspielt, kann man getrost vergessen, es sei denn, man steht auf pseudowissenschaftliche Belehrungen und weitschweifige Schilderungen gesellschaftlicher Entwicklungen. Casseia steigt - aus welchen Gründen auch immer - immer weiter auf der politischen Karriereleiter und wird zur engsten Beraterin der Präsidentin Ti Sandra. Die Beziehung der beiden Frauen beschreibt Bear mit zu Herzen gehenden Worten: "Inzwischen liebte ich Ti Sandra wie ein Mutter. Ich nickte, und wir tauschten einen festen Händedruck." Mir kamen regelrecht die Tränen. Na ja, und als ich schließlich schon mit dem Gedanken spielte, das Buch halbgelesen der Hotelbibliothek anzuvertrauen (manchmal überkommen mich ziemlich sadistische Regungen), passiert überraschenderweise doch noch etwas. Es wird geradezu spannend. Die Gruppe um Charles Franklin macht eine bahnbrechende Entdeckung, und die eifersüchtige Kolonialmacht Erde fühlt sich herausgefordert. Ein dramatischer Konflikt nimmt seinen Lauf ... Leider hat das Buch nicht 300, sondern 781 Seiten, von denen mindestens die Hälfte völlig unlesbar ist. Der Autor mag das ein oder andere über das "Bell-Kontinuum" oder biogenetische Entwicklungen der Zukunft wissen, aber das allein reicht meines Erachtens nicht aus, um ein fesselndes Buch zu schreiben. Das Schicksal der Protagonisten war mir von der ersten bis zur letzten Seite völlig gleichgültig, weil der Autor sie ausschließlich dazu benutzt, um seine Theorien zu transportieren. Keine von Bears Figuren lebt wirklich und fordert unsere Anteilnahme heraus. Ich habe mich selten so gelangweilt wie bei der Lektüre dieses Buches. Und diese Langweile schlug sogar noch in Ärger um, als ich mir leichtfertigerweise das abschließende Interview von Uschi Kiausch Mit dem Autor zu Gemüte führte. Was da an Selbstgefälligkeit und politischer Ignoranz über den nichtsahnenden Leser hereinbricht, überschreitet m. E. jedes tolerierbare Maß. Ja, Greg Bear ist ein Name, den ich mir merken vermutlich werde ... "Heimat Mars" erinnert stark an einige der weniger gelungenen Werke von Asimov und Heinlein und erscheint im Vergleich mit wirklich phantasievollen Büchern des Genres (z. B. Dan Simmons grandioser "Hyperion"-Saga) stockkonservativ und knochentrocken.

#7 Kopernikus

Kopernikus

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Geschrieben 18 April 2011 - 22:01

Da scheinen wir wohl zwei komplett unterschiedliche Bücher gelesen zu haben, ich habe es in fast allen Punkten genau gegenteilig erlebt. Die Protagonistin fand ich durchaus sympathisch und ihren Werdegang unter Berücksichtigung der Besonderheiten des BG-System auf dem Mars durchaus glaubwürdig. Langeweile ist bei mir nie aufgekommen. Etwas dick aufgetragen fand ich allerdings dieses etwas esoterisch anmutende Gerede um das "Bell-Kontinuum" und der Konflikt, der daraus entstand und wohl nicht zufällig an das atomare Wettrüsten des kalten Krieges erinnerte, kam mir persönlich zu abrupt und ohne ausreichende Beleuchtung der Hintermänner und ihrer Motive.
Aber in einem Punkt stimme voll und ganz zu: An ein epochales Meisterwerk wie Hyperion, wohl der SF-Roman der letzten zwanzig oder dreißig Jahre, kommt Bear natürlich nicht ran. Es reicht aber für einen rundum gelungenen, überraschend anderen und stimmungsvollen Roman, meine Bewertung: 8/10


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