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Gallaghers Rückkehr


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4 Antworten in diesem Thema

#1 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 17 Januar 2005 - 09:39

Der Roman "Gallaghers Rückkehr" ist der vierte Teil einer Serie über Gallagher, einen Soldaten/Söldner aus dem späten 25. und frühen 26. Jahrhundert. Geschrieben wurde die Serie von Achim Hiltrop, einem Mitglied dieses Forums (bekannt unter dem Boardnamen - welch ein Zufall - Gallagher). Dieser Roman ist sehr gut. Zuallererst ist "Gallaghers Rückkehr" ausgezeichnet geschrieben worden. Der Stil erfolgt nach allen Regeln der Schreibkunst. Der Text wird niemals holprig, sondern liest sich stets flüssig. Die Figuren sind sehr realistisch geschildert und wie echte Personen sind sie wandlungsfähig. Der Rhythmus in Handlung, Dialog, Aufbau und Gedanken ist sehr stimmig. Gelungen sind auch Prolog und Epilog. Der Prolog ist eine gelungene Einführung; der Epilog rundet die Erzählung perfekt ab, zeigt aber auch auf, dass die Geschichte noch weitergeht (es ist ja eine Serie). Praktisch sind auch eine Sternenkarte in der Mitte und ein historischer Anhang. Die Erzählung wird von einer nachvollziehbaren Handlung getragen. Es gibt keine überflüssigen oder vom Gefühl her fehlenden Szenen. Der Leser hat fast das Gefühl einen eigenständigen Roman mit abgeschlossener Handlung zu lesen. Weshalb sage ich "fast"? Nun, es gibt eine Entführung, die am Ende des Buches noch nicht beendet ist. Dies hat Hiltrop wohl für einen späteren Teil der Serie aufbewahrt. Mal abgesehen von der Entführung sind alle Ereignisse vollständig ausgearbeitet. Die technischen Details sind übrigens gut in der Handlung eingebettet. Der Roman ist nicht techniklastig, sondern die vorhandene (und realistisch anmutende und gut durchdachte) Technologie ist unaufdringlich als Teil der Geschichte eingebaut worden. Die Grundstruktur erinnert ein wenig an Star Wars (dies ist von mir als Kompliment gemeint). Die Parallelen sind wahrscheinlich zufällig, aber kaum zu übersehen. In der Zukunft hat die Erde Kolonien auf Planeten gegründet. Viele Planeten machten sich (oft nicht friedlich) selbständig. Diese Planeten hatten selbst auch wiederum Kolonien, die sich ihrerseits selbständig machten. Es gibt also eine Galaxy von Planeten, die zeitweise untereinander Krieg führen. Zusätzlich gibt es noch viele ausserirdische Rassen, die teilweise mit den Menschen kooperieren und sogar ihre Planeten mit ihnen teilen. Dann gibt es Planeten, die scheinen nur eine einzige geografische Landschaft aufzuweisen, wie eine Eiswelt. Weil die Erde selbst in "Gallaghers Rückkehr" gar keine Rolle mehr spielt, lässt das Ganze mich an das Imperium (mit seinen teils abtrünnigen, teils selbständigen, teils von ausserirdischen Urbevölkerungen bewohnten Planeten) denken. Wie in Star Wars gibt es auch den einzelnen Helden, um den die ganze Geschichte dreht: Er ist Kämpfer und Messias zugleich. Leider ist er verschollen - er muss gefunden werden, damit die Galaxie gerettet werden kann. Luke, anyone? Schliesslich ist das Buch auch noch der vierte Teil (wie Episode 4) der Reihe und ist als eigentliches erstes (Einstiegs-)Buch anzusehen. ( Die ersten drei Teile - die "Jugendsünden" des Autors - werden zur Zeit von Hiltrop umgeschrieben - wer gerne einen Blick in die Werkstatt des Meisters werfen möchte, kann das in diesem Thread tun ;) ) So weit die Parallelen bei der Basisstruktur. Aber "Gallaghers Rückkehr" ist doch ganz, ganz anders als Star Wars - eine Klasse für sich. Die Welten sind z. B. erfrischend anders. So gibt es eine Welt namens Bulsara. Dieser Planet war eine Zeit lang vergessen/verloren gegangen und die Bewohner waren in mittelalterliche Umstände abgerutscht. Man könnte sagen, dass dies (raumfahrende Menschen treffen auf mittelalterliche Welt) ein bekanntes Thema in der SF ist. Hiltrop hat das Konzept allerdings über die blosse Grundidee hinaus gut durchdacht. Auf Bulsara ist das Wissen über die Vergangenheit eben noch nicht ganz verloren gegangen ist. Nein, die Menschen wissen noch einiges über ihre Vorfahren. Auch gibt es weiterhin Technik in dieser mediävalen Umwelt. Dies bemerkt man insbesondere an Robotern, die jahrhundertelang funktionieren. Die Roboter nehmen übrigens eine lebhafte Rolle im Buch ein. Sie sind recht menschlich: Einerseits folgen sie strikt ihrer Programmierung, andererseits zeigen sie ein (vorgetäuschtes?) menschliches Verhalten. Sie sind gewissermassen die Clowns der Geschichte, sie lassen einen schmunzeln. Es gibt eine meisterhafte Erzähltechnik in diesem Buch: Gallagher ist nicht die Hauptfigur des Romans. Er wird nur gesucht und taucht eigentlich erst ganz spät auf. Viele Autoren hätten die Person, um die es geht, als zentralen, handelnden Protagonisten dargestellt. Statt jedoch die Abenteuer von Gallagher zu erzählen und aus der Sichr von Gallagher zu zeigen (z.B. wie Gallagher gejagt wird, Unterschlupf sucht und auch findet), lässt Hiltrop seinen Hauptprotagonisten, den Kriegsreporter Nigel Faulckner, nur so nebenbei nach Gallagher suchen. Hiltrop spannt seine Leser übrigens auf die Folter: Irgendwann glaubt der Leser, Bescheid über Gallaghers Aufenthaltsort und neue Identität zu wissen. Aber dann kommt alles doch ganz anders. Nirgendwo wird es langweilig; der Leser fragt sich stets, wie es weitergehen könnte. Der Roman hat eine kleine Schwäche. Die Auflösung wird - meiner Meinung nach - am Schluss etwas zu schnell gebracht. Mir hätte es besser gefallen, wenn es zwei, drei Seiten mehr gegeben hätte, in welchen der Reporter Faulckner selbst dahinter kommt, was es mit Gallagher auf sich hat - anstatt dass Gallagher sich plötzlich zu erkennen zeigt. Für mich persönlich sehe ich eigentlich nur noch einen weiteren - aber schwer wiegenden - Minuspunkt. Der Roman ist sehr gut ausgearbeitet und ist sehr spannend, usw. aber er zeigt nirgendwo das "gewisse Etwas". Was ich in einem SF-Roman zu finden erhoffe, ist einfach nicht da. Es fehlt das Aussergewöhnliche (eine spezielle Erfindung, ein "Sense of Wonder", eine neue Richtung für die Menschheit, o.ä.). Da denke ich mir: "So eine gute Arbeit - aber wozu?" Wer jedoch nicht - wie ich - "erleuchtet" werden möchte, sondern einfach gerne einen klugen Roman über ein Zukunftsuniversum lesen will, liegt mit diesem Buch genau richtig.

#2 Patrick Grieser

Patrick Grieser

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Geschrieben 17 Januar 2005 - 10:24

Wow, vielen Dank für diese ausführliche Kritik. Darf ich dein Posting in den Gallagher-Thread vom Basilisk Verlag kopieren? Wir sammeln dort Statements von den Lesern.

#3 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 17 Januar 2005 - 10:50

Klar doch, aber ich bitte um einen Link zu diesem Thread.

#4 Gallagher

Gallagher

    TI 29501

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Geschrieben 17 Januar 2005 - 17:01

Boah! Danke für das Feedback, Rocky! Freut mich, daß du dich mit dem Stoff gut unterhalten hast :lol:mfgAchim
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#5 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 18 Januar 2005 - 12:41

"Gallaghers Rückkehr" ist übrigens das erste Buch meiner Zehnerliste, zehn Bücher von SF-Netzwerk-Besuchern, wovon ich sieben bespreche. Ich schreibe absichtlich meine Meinung, ohne zuvor Rezis im Netz anzuschauen, aber jetzt im Nachhinein habe ich mir ein paar angeschaut.

Hier die Links einiger Rezis zu "Gallaghers Rückkehr":

http://www.phantasti...ticle&artid=917

http://www.fantasygu...agher-rueck.htm

http://roterdorn.de/...xz=rezi&id=3186 (mit eigentlich den gleichen Text wie auf fantasyguide)

Bearbeitet von rockmysoul67, 18 Januar 2005 - 12:53.



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